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Wednesday 13 November 2013

Exportdebatte: Daran krankt unsere Wirtschaft wirklich.


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Was ist schlecht daran, wenn Deutschland viel exportiert? Erst einmal nichts, findet die EU-Kommission. "Es ist sehr gut für Europa, dass Deutschland solch eine wettbewerbsfähige Volkswirtschaft bleibt. Wir bräuchten mehr Deutschlands in Europa", sagte ihr Präsident José Manuel Barroso.

Aber viele "Deutschlands" lassen sich nicht einfach aus dem Nichts erschaffen. Die Frage sei deshalb, "ob Deutschland, die Konjunkturlokomotive der EU, mehr tun könnte, um die EU-Wirtschaft wieder ins Gleichgewicht zu bringen".
Das will die EU nun prüfen. 16 von 28 Ländern müssen sich eine genauere Untersuchung ihrer Leistungsbilanz durch die EU gefallen lassen – darunter auch die Bundesrepublik.
In den Augen der Brüsseler Beamten stellt der konstant hohe Leistungsbilanzüberschuss Deutschlands potenziell ein Problem dar. "Wir werden untersuchen, ob der hohe Überschuss Auswirkung auf ganz Europa hat", sagte Barroso.

Seit 2007 über der Schwelle

Die Leistungsbilanz beschreibt die Differenz aus Exporten und Importen. Fährt ein Land wie Deutschland einen Leistungsbilanzüberschuss ein, führt es mehr ins Ausland aus, als es einführt. Die EU-Kommission hat seit geraumer Zeit ein stärkeres Auge auf Leistungsbilanzen.
Denn die Defizite einiger südeuropäischer Länder waren die Vorboten der Finanzkrise. Die EU-Kommission hat Leistungsbilanzen daher einen Rahmen gesetzt. Sie stuft einen Leistungsbilanzüberschuss von mehr als sechs Prozent der Wirtschaftsleistung über einen Zeitraum von mehr als drei Jahren als stabilitätsgefährdend ein.
Deutschland liegt bereits seit 2007 ununterbrochen über dieser Schwelle. Und ein Ende ist nicht in Sicht: Laut EU-Kommission wird Deutschland noch bis 2015 die Grenze von sechs Prozent reißen.
Dabei stößt die deutsche Exportstärke schon lange auf Kritik. Frankreichs damalige Finanzministerin Christine Lagarde, heute Chefin des Internationalen Währungsfonds, hatte bereits 2010 gefordert, Deutschland müsse mehr für die Nachfrage im eigenen Land tun.

Kopfschütteln bei Politikern

Auch Politiker aus Europas Süden forderten Deutschland zur Mäßigung beim Export auf. Zuletzt stimmten auch die USA in den Chor ein. Sie kritisieren die schwache Binnennachfrage und die verhältnismäßig hohe Exportquote Deutschlands.
Dies bringt zwei Probleme mit sich: Da die deutschen Verbraucher zu wenig konsumieren, lahmt die Wirtschaft in anderen Euro-Ländern. Gleichzeitig müssen diese Länder Kredite aufnehmen, um die ganzen Importe aus Deutschland zu bezahlen.
Im Kern lautet der Vorwurf also: Deutschland tut zu wenig für das europäische Wachstum und wächst auf Kosten anderer Länder. Bei deutschen Politikern und Wirtschaftsverbänden löst die Kritik Kopfschütteln aus.
"Die deutschen Exporterfolge beruhen auf wettbewerbsfähigen Qualitätsprodukten", sagte der Vorsitzende der CDU/CSU-Gruppe im Europaparlament, Herbert Reul. "Ausgerechnet die europäische Konjunkturlokomotive Deutschland bremsen zu wollen, würde ganz Europa international zurückwerfen."

Milliardenschwer Fehlinvestitionen

Das Bundeswirtschaftsministerium verweist außerdem darauf, dass "auch unsere europäischen Nachbarn von der hohen Wettbewerbsfähigkeit deutscher Produkte im außereuropäischen Ausland profitieren". Denn zu 40 Prozent bestünden deutsche Exportschlager aus vorgefertigten Produkten, die aus dem dem Ausland stammten.
Daneben gibt es eine Reihe weiterer Argumente zur Verteidigung Deutschlands. So geht der Leistungsbilanzüberschuss gegenüber den Euro-Partnern seit geraumer Zeit zurück. Für eine alternde Bevölkerung kann es zudem sinnvoll sein, sein Geld im stärker wachsenden Ausland anzulegen, um später im Ruhestand die Zinsen einzustreichen.
Allerdings sind viele deutsche Anleger genau mit dieser Strategie böse auf die Nase gefallen. Erinnert sei nur an die milliardenschweren Fehlinvestitionen deutscher Landesbanken im spanischen Immobiliensektor.
Doch nicht nur deshalb sind die Einwände gegen Deutschlands hohen Überschuss in Teilen berechtigt. Denn Leistungsbilanzüberschüsse sind anders als oftmals dargestellt kein Ausdruck internationaler Wettbewerbsfähigkeit.

Exportdynamik entscheidet

Erstens fließen auch private, ins Ausland fließende Ersparnisse in die Bilanz ein, die nichts mit der Exportstärke eines Landes zu tun haben. Zweitens sind die in den vergangenen Jahren angehäuften Überschüsse eine Ausnahme in der deutschen Wirtschaftsgeschichte.
Noch um die Jahrtausendwende erzielte Deutschland ein Leistungsbilanzdefizit. Auch international betrachtet sind Überschüsse von über sieben Prozent äußerst ungewöhnlich.
Entscheidend für die Wettbewerbsfähigkeit Deutschlands sind vielmehr die Exportdynamik und die Exportquoten von Unternehmen. "Der hohe Leistungsbilanzüberschuss ist dagegen Ausdruck einer schwachen Binnennachfrage und einer schwachen Investitionstätigkeit", sagt Jörg Zeuner, Chefvolkswirt der KfW.

Binnennachfrage und Investitionen

Genau an dieser Stelle liegt der eigentliche Schwachpunkt der deutschen Wirtschaft. Die Unternehmensinvestitionen werden dieses Jahr auf ein historisches Tief fallen. Die Bruttoinvestitionen des Staates sind seit 2003 geringer als die Abschreibungen.
"Es kann keine Lösung sein, die Exporte zu beschneiden", sagt Zeuner. Die Ausfuhren seien eine Stärke Deutschlands. "Was wir brauchen ist eine Belebung der Binnennachfrage und eine höhere Investitionstätigkeit."
Die EU hätte in ihrer Prüfung jedes Recht, den Finger in diese Wunde zu legen. Politisch wird es jedoch schwierig für die Kommission, eines der wenigen Wachstumsländer zu kritisieren.
Zudem stößt die EU-Behörde machtpolitisch an ihre Grenzen: Sie befolgt zwar die Regel, die die EU-Staaten beschlossen haben. Aber Bundesfinanzminister Wolfgang Schäuble (CDU) hatte sich schon vor zwei Jahren schriftlich versichern lassen, dass Strafmaßnahmen für Überschussländer ausbleiben würden. Auf EU-Ebene misst Deutschland eben gern mit zweierlei Maß.
13/11/13

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