Frankreich wird wegen seines Militäreinsatzes in Mali vorgehalten, es gehe dabei im Grunde um handfeste wirtschaftliche Interessen. Paris bestreitet das. Droht ein Flächenbrand?
Frankreich wird wegen seines Militäreinsatzes in Mali
häufig vorgehalten, es gehe dabei im Grunde um handfeste
wirtschaftliche Interessen. Paris bestreitet dies vehement, verteidigt
seinen "Krieg gegen den Terrorismus" aber mit dem Hinweis, dass die
Islamisten in Mali eine Gefahr für die Stabilität der gesamten Region
seien. Vor allem das Nachbarland Niger ist für Frankreich wegen seiner
Uranvorkommen von strategischer Bedeutung. Aber auch in Algerien oder
Libyen, wo es regelmäßig Attacken von Islamisten gibt, stehen westliche
Wirtschaftsinteressen auf dem Spiel.
Mali
In dem Land, in dem mehr als die Hälfte
der Bevölkerung unter der Armutsgrenze lebt, werden Bodenschätze vor
allem im Norden vermutet. Abgebaut wird bisher nur Gold, weltweit belegt
das Land hier den 18. Rang. Doch in der Region zwischen den bisherigen
Islamistenhochburgen Kidal und Gao gibt es auch Uran. "Es handelt sich
um eine ähnliche geologische Formation, wie die, die im benachbarten
Niger die Uranminen des französischen Atomkonzerns Areva beherbergt",
sagte die Afrikaexpertin Gaelle Aerson vor einiger Zeit dem
Deutschlandfunk. Erdöl- und Erdgas-Projekte wurden laut Bundesanstalt
für Geowissenschaften und Rohstoffe (BGR) inzwischen wieder eingestellt.
Niger
Das Land stand 2011 bei der
Uranproduktion weltweit an vierter Stelle, wie aus einer Energiestudie
2012 der Deutschen Rohstoffagentur hervorgeht. Frankreich, der größte
Atomstromproduzent Europas, ist von dem Rohstoff abhängig. Und auch für
die französischen Atomwaffen ist Uran unerlässlich. Nach Kasachstan ist
Niger für Frankreich das zweitwichtigste Land, um seinen Uran-Bedarf zu
decken. Deutschland wiederum deckt einen guten Teil seines Uranbedarfs
aus Frankreich.
Im Niger baut der staatliche französische Atomkonzern
Areva, 2011 der zweitgrößte Uran-Produzent weltweit, seit 40 Jahren
Uran ab. Ende 2014 will Areva dort eine dritte Mine eröffnen, die nach
Unternehmensangaben zur zweitgrößten weltweit werden soll. Derzeit sind
vier Franzosen, die bei der Uranmine Arlit im Norden des Landes im
September 2010 entführt wurden, nach wie vor Geiseln von Al-Kaida in
Nordafrika (Aqmi). Neuerdings sichern auch Spezialkräfte der
französischen Armee diese Areva-Anlagen. Mit den Minen machte Areva 2011
einen Umsatz von 1,3 Milliarden Euro.
Darüber
hinaus gibt es im Niger auch Erdöl, das von einer chinesischen Firma
gefördert wird. China ist dort auch im Uran-Abbau aktiv.
Algerien
Das nördliche Nachbarland Malis, in
dem im Januar ein islamistisches Kommando hunderte Menschen in einer
Gasanlage als Geiseln nahm, gehört für die deutsche Wirtschaft unter den
zehn wichtigsten Ländern Afrikas für Raffinerieproduktion. Zwar liegen
bei der Erdölproduktion weltweit andere Länder wie Saudi-Arabien weit
vor Algerien. Doch für das nordafrikanische Land machen der Export von
Erdöl, Erdgas und Raffinerieprodukten laut Auswärtigem Amt rund 98
Prozent seiner Deviseneinnahmen aus. Zudem verläuft von dort aus eine
wichtige Pipeline zur Versorgung Südeuropas mit Erdgas.
Der
Angriff der Islamisten auf das Gasfeld von In Aménas in Südalgerien
wurde denn auch als Attacke auf die vitalen Interessen und als Versuch
einer Destabilisierung Algeriens angesehen.
Libyen
Ähnlich ist die Lage in Libyen. Auch
dort machen Energieexporte fast den gesamten Erlös im Außenhandel aus.
Nach dem Umsturz im Jahr 2011 hat sich laut einem Bericht der deutschen
Gesellschaft für Außenwirtschaft die Erdölproduktion Anfang 2012 wieder
weitgehend normalisiert. Die Produktion von Erdöl und Erdgas soll
künftig deutlich ausgeweitet werden. Rund 40 Prozent der Landesfläche
gelten demnach noch als unerforscht, es werden noch große Vorkommen in
Libyen vermutet. Viele Großprojekte stehen wegen der politischen
Unsicherheit aber still.
Derzeit vergeht in Libyen kaum ein Tag ohne einen Anschlag oder Angriff
von Islamisten, die oft mit Gruppen in Algerien, Mali oder Niger
zusammenarbeiten.
2/2/13
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